Monolog ist keine Bürgerbeteiligung – Kaufungen verspielt eine Chance

Am Montag, den 08. Dezember 2025, fand in Kaufungen die Bürgerversammlung statt. Was als Dialog zwischen Verwaltung und Bürger*innen gedacht war, geriet zu einer Veranstaltung, die eher an eine Vorlesung erinnerte – und damit eine verpasste Chance für echte Beteiligung.

Die Meinung der GLLK:

90 Minuten Zuhören – und dann?
Der Abend begann um 19 Uhr. Bürgermeister Armin Roß (SPD) eröffnete die Versammlung und las erst einmal 45 Minuten lang einen vorbereiteten Text über die „allgemeine Situation in Kaufungen“ vor. Keine Fragen, kein Austausch, kein Dialog. Danach folgte die Verlesung der Antworten auf zuvor schriftlich eingereichte Fragen.
Wieder: 45 Minuten zuhören. Für die rund 50 Besucherinnen im Saal bedeutete das: Eineinhalb Stunden passives Konsumieren. Erst nach 90 Minuten durften Bürgerinnen selbst Fragen stellen. Wer nun hoffte, Antworten zu bekommen, wurde enttäuscht. Von „Wir sind nicht zuständig“ bis „Dazu kann ich nichts weiter sagen“ reichte die Palette der Nicht-Antworten. Wer Bürgerbeteiligung ernst nimmt, weiß: So schafft man Frust, nicht Vertrauen.
Gut, dass Andrea von der GLLK auch dabei war. Sie brachte es mit ihrem empörten Beitrag auf den Punkt: „Das ist keine Bürgerbeteiligung, dass ist eine Showveranstaltung“. Ihre Empörung machte sie sich danach auch auf Instagram Luft: Hört mal rein: INSTAGRAM

Der Tiefpunkt des Abends
Den Vogel schoss Georg Wiegand von Kleist (CDU) ab, der an diesem Abend die Leitung der Sitzung für den erkrankten Gemeindevertretervorsitzenden Karl Hellmich übernommen hatte. Als sich ein Bürger erkundigte, an wen man sich wenden könne, wenn es unerwartet glatt werde, er sei mit dem Fahrrad an der Unterführung der Niester Straße beinahe gestürzt, kam die Antwort von Wiegand von Kleist: „Da sind Sie selbst schuld, wenn Sie zu schnell fahren.“

Ein Satz, der alles sagt: Über die Haltung gegenüber Bürger*innen, über fehlende Empathie und über mangelnde Bereitschaft, Probleme ernst zu nehmen. Wer so reagiert, sendet ein fatales Signal: Bürgerfragen sind lästig, nicht willkommen.

Schweigen auf dem Podium
Neben dem Bürgermeister waren zahlreiche Fachbereichsleiter*innen anwesend. Fachkompetenz wäre also vorhanden gewesen. Doch Nachfragen liefen ins Leere, weil die Sitzungsleitung sich schlicht weigerte, Fragen weiterzuleiten oder beantworten zu lassen. Und dann waren da noch die fünf Fraktionsvorsitzenden, die zwei Stunden schweigend auf dem Podium saßen. Warum sie einbestellt wurden und warum ihnen nicht ein einziges Mal das Wort erteilt wurde, bleibt wohl das Geheimnis von Georg Wiegand von Kleist.
Um 21 Uhr war Schluss. Begründung: „Die Heizung wird jetzt runtergefahren.“ Bürgerdialog? Fehlanzeige.

Was bleibt? Eine verpasste Chance
Diese Bürgerversammlung hätte ein Ort des Austauschs sein können. Ein Ort, an dem Sorgen gehört, Ideen diskutiert und Lösungen entwickelt werden. Stattdessen: Monologe, Abwehr, Schweigen. So verspielt Kaufungen Vertrauen und Beteiligung.

Wie es besser geht – unsere Vorschläge
Die GLLK hat konkrete Alternativen. Wir wollen nicht nur kritisieren, wir wollen gestalten. Bürgerbeteiligung darf kein Feigenblatt sein, sondern muss verbindlich und wirksam werden.

  1. Bürgerinnenfragestunde vor jeder Gemeindevertretersitzung
    Vor Beginn jeder Sitzung soll es eine Fragestunde geben. Die GLLK hat dies bereits zu Beginn der Legislatur beantragt. Leider wurde der Antrag von SPD, CDU und den Grünen abgelehnt. Wir bleiben dabei: Wer Bürgerbeteiligung ernst meint, muss Bürgerinnen regelmäßig die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen – und Antworten zu bekommen.
  2. Digitale Beteiligung – eine Mängelmelder-App
    Viele Kommunen haben es längst: Eine App, über die Bürger*innen unkompliziert Mängel melden, Probleme anzeigen und Verbesserungsvorschläge machen können. Kaufungen gehört zu den Schlusslichtern. Wir fordern: Einführung einer modernen, nutzerfreundlichen Plattform. Damit Anliegen nicht im Papierkorb landen, sondern bearbeitet werden.
  3. Bürger*innenräte mit echten Rechten
    Wir wollen Bürgerinnenräte einführen – mit klaren Rechten und der Garantie, dass ihre Vorschläge nicht nur gehört, sondern behandelt werden. Bürgerinnenräte sind gelebte Demokratie. Sie bringen Expertise aus der Mitte der Gesellschaft ein und stärken das Vertrauen in politische Entscheidungen.

Warum das wichtig ist? Bürgerbeteiligung ist kein Luxus. Sie ist Grundlage einer lebendigen Demokratie. Wer Bürgerinnen ignoriert, riskiert Politikverdrossenheit. Wer Bürgerinnen ernst nimmt, gewinnt Mitstreiter*innen, Ideen und Lösungen. Kaufungen kann es besser, wenn der Wille da ist.

Engagiert euch mit uns für mehr Bürgerbeteiligung!
Schreibt uns, kommt zu unseren Treffen, bringt eure Ideen ein.
Demokratie lebt vom Mitmachen – nicht vom Zuschauen.

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