Cohousing

Derzeit liegt der Gemeindevertretung ein Antrag der SPD zur Planung einer alters- und behindertengerechten Wohnanlage vor. Im Beschlussvorschlag heißt es, dass es sich um eine alters- und behindertengerechte Anlage handeln soll. Ein besonderer Augenmerk soll auf die energetische Effizienz der Anlage gelegt werden. Es soll angestrebt werden, eine Anlage mit Modellcharakter zu errichten. Eine Möglichkeit, diese berechtigten Wünsche zu erreichen, könnte die Unterstützung einer Cohousing-Siedlung sein.

Eine Cohousing-Siedlung ist eine geplante Gemeinschaft, die aus privaten Wohnungen oder Häusern besteht, die durch umfangreiche Gemeinschaftseinrichtungen ergänzt werden. Eine Cohousing-Siedlung ist Eigentum der Bewohner und wird gemeinsam geplant und bewirtschaftet, mit dem gemeinsamen Ziel die Interaktion mit Nachbarn zu fördern. Zu den Gemeinschaftseinrichtungen zählen normalerweise große Küchen und Speisezimmer, in denen die Bewohner abwechselnd für die Gemeinschaft kochen können. Andere Gemeinschaftseinrichtungen können beispielsweise Waschküchen, Kindertagesstätten, Büros, Internetcafés, Heimkinos, Bibliotheken, Werkstätten und Fitnessstudios sein.

Ein bekanntes Cohousing-Projekt wird derzeit im Zuge der Ausstellung zu Passivenergiehäusern auch im Rathaus der Gemeinde Kaufungen beworben. Es handelt sich um die WohnSinn Darmstadt.

Cohousing-Siedlungen fördern gemeinsame soziale Aktivitäten und Alltagsplanung zum Vorteil der gesamten Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Ressourcenplanung der Kommune erhebliche wirtschaftliche und Umweltschutz-Vorteile haben.

Definitionen und Merkmale des Cohousing

Cohousing dient als Bezeichnung für ein großes Spektrum innovativer Wohnprojekte. Durch die Vielfältigkeit der so benannten Siedlungen wird gelegentlich der Blick auf die ureigensten Anliegen von Cohousing (speziell die nachhaltige Gemeinschaftsbildung) erschwert. Deshalb folgen hier einige definierende Kriterien des Begriffs. Auf den Seiten von Wohnsinn Darmstadt findet sich eine Präsentation, die ebenfalls Grundzüge von Cohousing deutlich macht.

  • Beteiligungsprinzip: Cohousing–Gemeinschaften werden unter aktiver Beteiligung der künftigen Bewohner gebildet, geplant und entwickelt.
  • Beabsichtigte Gemeinschaft: Als einer von mehreren Faktoren zur Schaffung eines starken Gemeinschaftsbewusstseins ist die Architektur auf größtmögliche Förderung der sozialen Kontakte ausgerichtet.
  • Großzügige Gemeinschaftseinrichtungen: Diese ergänzen und erweitern die individuellen Wohneinheiten im sozialen und praktisch-alltäglichen Bereich und beinhalten zumindest ein Gemeinschaftshaus mit Gemeinschaftsküche und Essbereich sowie diverse Infrastruktur (gemeinschaftliche Waschmaschinen und Wäschetrockner, Kinderspielräume, Hobbyräume und vieles andere mehr).
  • Selbstverwaltung: Die Bewohner sind eigenverantwortlich für Betrieb und Erhaltung der Wohnanlage (obwohl die praktische Durchführung dieser Aufgabe auch delegiert werden kann).

Weitere zwei Punkte werden gerne als selbstverständlich angesehen, seien hier aber dennoch ausdrücklich erwähnt:

  • Nicht-hierarchische Struktur: Die Bewohner übernehmen in der Gemeinschaft verantwortliche Positionen, generelle Entscheidungen werden jedoch von der Allgemeinheit getroffen.
  • Individuelles Einkommen und Finanzen: Jeder Haushalt ist finanziell von der Gemeinschaft unabhängig.

Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zu anderen innovativen Wohnformen sind die im Punkt 3 genannten Gemeinschaftseinrichtungen. Sie werden nämlich nicht nur im sozialen, sondern auch und speziell im praktisch-alltäglichen Bereich postuliert. Dabei geht es um die Möglichkeit, Haushaltsaufgaben aus dem individuellen Wohnbereich zu delegieren, um sie in gemeinschaftlich organisierter Form rationeller erledigen zu können. Daraus wird deutlich, dass es bei Cohousing im eigentlichen Sinn um eine in ihrer Kraft und Dynamik beständige oder sogar wachsende Gemeinschaft geht, denn Art und Umfang der Gemeinschaftseinrichtungen, aber auch das Ausmaß ihrer Nutzung haben entscheidenden Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Gemeinschaft

Wegen der unterschiedlichen sozialen Auswirkungen erscheint es also sinnvoll, Cohousings mit hohem Anspruch an die Gemeinschaftsbildung von solchen zu unterscheiden, bei denen diese Absicht nicht so konsequent eingeplant bzw. umgesetzt wird.

Cohousing im engeren Sinn verwirklicht stets die Rationalisierung und Vereinfachung alltäglicher Verrichtungen und Haushaltsaufgaben. Dadurch kann und soll eine wesentliche Einsparung beim individuellen Zeit- und Geldaufwand für diese Tätigkeiten erzielt werden, was natürlich auch das Vorhandensein und eine entsprechende Nutzung geeigneter Gemeinschaftseinrichtungen voraussetzt. Das Ausmaß dieser Einsparung ist ein höchst bedeutsamer Faktor für den langfristigen Erfolg einer (vermittels Cohousing) beabsichtigten Gemeinschaftsbildung.

Bei Cohousing im weiteren Sinn sind die Gemeinschaftseinrichtungen (soweit vorhanden) ganz vorwiegend bis ausschließlich freizeitorientiert. Eine Gemeinschaftsküche ist nicht vorhanden bzw. wird nicht genutzt, Zeit- und Geldersparnis durch gemeinschaftliche Erledigung von Haushaltsaufgaben spielen keine nennenswerte Rolle.
(Quelle: Wikipedia)