Mahnwache – Fukushima ist überall

Atomausstieg jetzt!
Auch wenn Volker Bouffier meint, dass man diejenigen, die jetzt mit Schildern “Abschalten” durch die Gegend laufen, eigentlich nicht ernst nehmen kann (Frankfurter Rundschau 17.3.2011), gibt es eine Mahnwache in Oberkaufungen vor dem Rathaus.

Montag, 21.3.11 von 18:00 – 18:30 Uhr

Redebeitrag von Steffen Andreae bei der Mahnwache

Eine Mahnwache bedeutet einerseits in Gedanken bei den Menschen zu sein, die durch die Katastrophe Leid erfahren haben und Leid erfahren. Bei den Bildern aus Japan und dem Eindruck dieser gewaltigen Katastrophe ist es gut still zu sein und mitzufühlen. Und sich zu sorgen, wie es wohl weitergeht, dort und hier? Es ist auch die Zeit, um sich zu überlegen, welche Lehre wir ziehen wollen.

Eine Mahnwache ist aber auch der Raum für laute Empörung.

Ich empöre mich über die Wendehälse in der Politik, die heute erzählen, dass sie eigentlich ja schon immer aussteigen wollten. Ich empöre mich darüber, dass der hessische Ministerpräsident, diejenigen nicht ernst nehmen will, die jetzt Abschalten rufen.

Wir rufen Abschalten und wir meinen es ernst. Und wir wollen das zügig und dauerhaft. Das Wort „Dauerhaft“ muss man vielleicht erklären: Das ist länger als drei Monate. Das ist für immer.

Ich befürchte, wir müssen auch eine andere Vokabel nochmals erklären: Was an dem Wort Risikotechnologie hat irgendwer nicht verstanden? Risiko bedeutet so etwas wie: „Alle Achtung! Das kann auch schief gehen. Aber wie wagen es dennoch!“

Wir wollen dieses Risiko aber gar nicht eingehen. Die Mehrheit in diesem Land will aussteigen. Und das schon seit vielen Jahren.

Doch die Profite scheinen groß genug zu sein, es eben nicht zu tun. Es lohnt sich – das Risiko. Auch darüber bin ich empört.

Doch eine Mahnwache dient nicht nur dem Mitfühlen und der Empörung. Es geht auch darum die nächsten Schritte aufzuzeigen. Schritte, die wir hier in Kaufungen ganz konkret gehen können.

Die Gemeinde Kaufungen will bis zum Jahr 2030 auf Erneuerbare Energien umsteigen. Und das zu 100 Prozent. Prima. Das begrüßen wir alle. Wenn es in den nächsten Wochen und Monaten darum gehen wird, die Verträge über die Stromnetze neu zu verhandeln, dann sollten wir überlegen, mit wem zusammen wir uns an einen Tisch setzen.

Haben wir wirkliches Interesse an einem Partner wie e.on, der weiterhin auf die Atomenergie setzt?

Den Umstieg auf Erneuerbare Energien in den nächsten 20 Jahren schaffen wir nur gemeinsam. Und wir werden ihn auch schaffen. Für den Umstieg auf 100% erneuerbare Energie ist Phantasie nötig und Kreativität, dazu braucht es technisches Know-How und Unternehmergeist, dazu braucht es Bürgerbeteiligung und Austausch. Das alles gibt es in Kaufungen und wenn wir das gemeinsam angehen, dann geht es auch. Wir wollen abschalten und wir können abschalten.

Wenn wir jetzt die Lehre aus Fukushima nicht ziehen, was soll uns dann noch lehren?